Turrinis Leber : Kriminalroman

Altmann, Franz Friedrich, 2015
Stadtbücherei Korneuburg
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Medienart Buch
ISBN 978-3-7099-7172-7
Verfasser Altmann, Franz Friedrich Wikipedia
Systematik DR - Belletristik
Interessenskreis Kriminalroman
Schlagworte Milieustudie, Regionalkrimi, Hundeliebe, Mühlviertel
Verlag Haymon
Ort Innsbruck
Jahr 2015
Umfang 254 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Franz Friedrich Altmann
Annotation Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html);
Autor: Maria Schmuckermair;
Diesmal klärt die trinkfeste Mühlviertler Amazone den grauslichen Mord am Pfarrer auf. (DR)
Mag. Gucki Wurm - blond, vollbusig, langbeinig, in schwarze Lederkluft gekleidet, Porschefahrerin - ist Redakteurin der Mühlviertler Nachrichten. Aber neben der Zeitungsarbeit hat sie auch immer wieder ein Verbrechen aufzuklären. In ihrem mittlerweile fünften Fall geht es um die Morde am Pfarrer von Bad Gstettn, dessen Leichnam in einer Selchkammer aufgefunden wird, und an der Almrauschwirtin, einer ehemaligen Prostituierten, die sich - im Gegensatz zu den meisten übrigen Dorfbewohnern - für eine geplante Asylantenunterkunft eingesetzt hat. Der Handlungszeitraum umfasst die Tage rund um Weihnachten und Neujahr, wo bekanntlich bei diversen Feiern viel getrunken wird. In Guckis Fall noch viel mehr als bei ihr ohnedies üblich. Das tut weder ihrer Leber noch der ihres treuen Partners, des Hundes Turrini, gut. Doch das Unter-den-Tisch-Saufen und Durch-die-Gegend-Rasen ist selbstverständlich Teil von Guckis heikler Ermittlungsarbeit.
Franz Friedrich Altmann akzeptiert keine wie immer gearteten Tabus, spricht heikle aktuelle Themen an (Asylanten, sexuellen Missbrauch im Kloster, korrupte Politik) und nimmt wie gewohnt sprachliche Anleihen (wenngleich weitaus derber) bei Wolf Haas, indem er einen außenstehenden Ich-Erzähler in einer mundartlich gefärbten Kunstsprache berichten und räsonieren lässt. Die ebenfalls bereits traditionelle Wortschatznachhilfe betrifft in "Turrinis Leber" das Wortfeld "Alkohol trinken" - Begriffe wie "Damenspitz", "Fetzen", "tschechern" und "Filmriss" werden als Einleitung zu den 21 Kapiteln jeweils etymologisch erklärt. - Wer starke Magennerven und einen robusten Humor besitzt, wird diesen deftigen, grob überzeichnenden Regionalkrimi aus Oberösterreichs Norden mit einigem Vergnügen konsumieren.

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Quelle: Pool Feuilleton;
Jede Gesellschaft prägt für ihre wichtigsten Ereignisse eine Batterie unendlicher Spezialbegriffe. Was angeblich dem Inuit der Schnee in seinen hunderten Formen der Erscheinung ist, ist dem Österreicher und der Österreicherin der Sud.
In Franz Friedrich Altmanns Seelenkrimi aus dem granitenen Mühlviertl muss sich die Heldin Gucki einen Roman lang ständig fett und im eigenen Öl präsentieren. Was Gucki nicht schafft, übernimmt naturgemäß ihr Hund Turrini, der es mit dem Saufen sehr genau nimmt und täglich seine Ration braucht. Als treuer Hund freilich übernimmt er auch die diversen Leberschäden seines Frauchens, so dass dieses zwischendurch einem hellen Moment nachgehen kann.
In immerhin zwanzig kapitalen Bewusstseins-Einsätzen wacht Gucki jedes Mal auf und hat einen Fetzen, liegt im Öl, ist angespitzt oder angeflaschelt. Wie in einem Kulturführer werden dabei die einzelnen Nuancen herausgearbeitet, die notwendigen Getränke aufgetischt und die obligate Seelen-Melange zum Ausdruck gebracht. Die Kulturbotschaft lautet: Österreich ist am Rand am dichtesten, und am Rand gibt es nur noch den Suff und die Provinzzeitung, zum Abwischen nach diversen Patzern im Gesicht oder am Hintern.
So lässt sich zwischen den Suff-Kaskaden so etwas wie ein provinzieller Kriminalfall erkennen. Die Lokalredakteurin Gucki stößt auf einen aufgehängten Pfarrern, der in einer Selchkammer konserviert werden soll. Angeblich sind Asylwerber im Spiel, die erstens für alles Unglück zuständig sind und zweitens tatsächlich als Handvoll Gescheiterter in einem aufgelassenen Gastbetrieb Unterkunft kriegen sollen. Es ist gerade tiefste Silvester-Zeit, was die Lokalpolitiker in ihre Dienstwägen treibt, um nächtens entlang der tschechischen Grenze ein Puff nach dem anderen abzuklappern. Dabei tun sich oft untreue Gräben auf, die Beziehungsgrenzen verschwimmen, und immer wieder bleibt eine gekränkte Seele am erotischen Bettrand zurück und sinnt auf Rache.
Gucki arbeitet sich in hellen Momenten durch das Kriminalwirrwarr, sachte unterstützt von einem eigenwilligen Ermittlungsbeamten namens Rammer. Der Kontakt zur Bevölkerung ist ein analphabetischer, was bei der Qualität der Regionalpresse kein Wunder ist. So sprüht der Volksmund seine Wahrheiten gerne in kaputtem Deutsch auf diverse Flächen: "ASI LANTN HUHR" (48)
Provinzfälle haben es so an sich, dass sie verwuchern und nicht gelöst werden. Längst geht alles schon wieder seinen normalen Gang, der Suff erlebt eine neue Blüte, da fällt irgendwo in einem Hinterzimmer ein Geständnis einer gequälten Seele. Aber letztlich interessiert das niemanden, denn alles, was den Glanz des Sudes stört, wird österreichisch ausgeblendet. - Eine wunderbare Milieustudie der österreichischen Provinzseele!
Helmuth Schönauer
Bemerkung Katalogisat importiert von: Rezensionen online open (inkl. Stadtbib. Salzburg)
Exemplare
Ex.nr. Standort
5896 DR, Alt

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