Annotation |
Das Flüchtige von Reiseeindrücken sucht von jeher nach Formen des Festhaltens und Mitteilens. Maria Merian hat gemalt, Alexander von Humboldt dokumentiert, Bruce Chatwin beschrieben, Goethe Tagebuch geführt und Inge Morath fotografiert. Willy Puchner macht all das auch. Nicht nebeneinander und nicht hintereinander, sondern übereinander und ineinander wird gestaltet und geformt, beschrieben und belegt, entworfen und geträumt. Das Ergebnis sind Text- und Bildseiten mit einem dichten Verweissystem aus Erlebtem und Erspürtem. Hat man in sich die Ruhe, den Fäden dieses Netzes nachzugehen, so wird man unwillkürlich hineingezogen in ein verändertes Zeit- und Raumgefühl, das gleichermaßen irritiert wie fasziniert. Sieben Zielpunkte des Fernwehs sind es, die uns Willy Puchner aus einem künstlerischen Blickwinkel heraus vorstellt. Neben Portugal, Venedig, Jordanien, Indien, New York und Wien findet sich unter dem Titel 'Flaschenpost auch eine große Liebeserklärung an das Meer. Ein Buch, das so ganz aus der Hochglanzwelt vertrauter Reisebildbände herausfällt. Ein wenig zeitverloren, richtungslos flanierend und dabei sehr persönlich und unverwechselbar. Ein Buch, das BibliothekarInnen Kopfzerbrechen beim Systematisieren bereiten will. Aber egal, ob sie es unter Reisen, Kunst oder Tagebücher freisetzen - von aufmerksamen LeserInnen wird es gefunden und als das wahrgenommen werden, was es ist: Eine kleine anachronistisch-moderne Rarität, die den Raum für veränderte Wahrnehmungen öffnet. *bn* Reinhard Ehgartner |