Turrinis Jagd : Kriminalroman

Altmann, Franz Friedrich, 2018
Stadtbücherei Korneuburg
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Medienart Buch
ISBN 978-3-7099-7044-7
Verfasser Altmann, Franz Friedrich Wikipedia
Systematik DR - Belletristik
Interessenskreis Krimi
Verlag Haymon
Ort Innsbruck
Jahr 2018
Umfang 239 S.
Altersbeschränkung keine
Auflage 4.
Band 3
Sprache deutsch
Verfasserangabe Franz Friedrich Altmann
Annotation Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html);
Autor: Michael Wildauer;
Ja bist du deppert! (DR)
Das ist keine Frage nach dem Geisteszustand, sondern so etwas wie eine anerkennende Verwunderung. Mit ähnlichen Erläuterungen beginnen alle Kapitel der Turrini-Reihe, denn schon zum vierten Mal ermittelt die Redakteurin Mag. Wurm in Oberösterreich. Die hübsche Ermittlerin ("Eh was dran: Busen und Arsch tipptopp!") spielt gerne Tarock und trinkt ihr Bier aus der Flasche. (Wer hat in dem Buch eigentlich kein Alkoholproblem?) Außerdem ermittelt sie besser, als es die Polizei gerne sieht. Die Reihe heißt aber nicht Gucki, sondern Turrini, und das zu Recht. Denn wie der junge Schriftsteller Peter Turrini, nach dem Guckis Hund benannt ist, ist auch Altmann dem Derben nicht abgeneigt. Und wie Turrinis "Rozznjogd" in der Mundart besser ist als in der hochdeutschen Übersetzung, so bekennt auch Altmann, dass er "den Dialekt für die gescheitere Sprache hält. Was heißt da gescheit?! Für die einzig wahre Sprache!"
Neben Sprachbetrachtungen und sozialkritischen Überlegungen gibt es auch noch einen Fall. Der Krimiliebhaber muss allerdings ganz schön lange auf die erste Tat warten, und auch dann ist die Mördersuche diesmal nicht so interessant. Zeitgeistig werden Banker an- und erschossen. Zum Fan wird man aber wohl eher durch die deftige Sprache des Erzählers, der zwar keine "ordinäre Drecksau" ist, wie er mehrfach bekräftigt, aber er langt ganz schön hin. Manchen wird aber gerade das nicht zusagen.
Am Schluss stellt Turrini - das Herzikratzischeißibinki, nicht der Schriftsteller - den Täter und alles wird zu Ende erzählt. Fortsetzung allerdings nicht ausgeschlossen.

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Quelle: Pool Feuilleton;
Das Wichtigste an einem Roman ist oft das vorangesetzte Motto, oft schreiben Autoren nur einen Roman, um das Motto ins rechte Licht zu rücken.
Franz Friedrich Altmann nimmt naturgemäß als Kabarettist und Fun-Dramaturg die Sache mit dem Provinzkrimi recht ernst und beugt sich zum Publikum hinunter wie zu einem kleinen Kind, wenn er die Schlägereien, Fressereien und tierischen Kopulationen des Mühlviertels beschreibt. Aus dieser Haltung heraus ist auch das Motto zu verstehen: "Für den kleinen Emilian, der noch gar nicht lesen kann." Offensichtlich braucht man für einen Mühlviertler Roman keine Lesefähigkeit, denn "mühlvierteln" und lesen schließen sich quasi aus.
Das beweist auch die Protagonistin Gudrun Wurm, die zwar einen Magister-Titel in Provinzkunde führt, dennoch von allen Gucki genannt wird, vielleicht auch, weil sie ständig nach dem Hund Turrini guckt. Dieser Hund schaut zwar in gewissen Nebellagen aus wie der Schriftsteller Turrini, allerdings hat er seinen Vorlass noch nicht um ein Schweinegeld dem nächstbesten Archiv verkauft, das unterscheidet die beiden elementrar.
Um diese elementaren Unterscheidungen schlimmer Wörter geht es den ganzen Roman hindurch, vögeln, blasen, Schwanz, Eier oder Loch können natürlich immer auch das Eine, das Unkeusche bedeuten, diese Wörter sind aber im Alltag harmlos im Einsatz, etwa wenn sich ein Kind verbrüht und seine wunden Finger schmerzstillend angeblasen werden.
Gerade in entlegenen Gegenden ist immer etwas los, meist kommt der Weltgeist zu spät in die Provinz und erregt dann umso größeres Aufsehen. So kommt auch die Bankenkrise zu einer Zeit ins Mühlviertel, als sie andernorts schon wieder aufgearbeitet ist. In Robin-Hood-Manier fährt jemand mit dem Bagger ins Institut, der Filialleiter wird als schweinischer Dagobert gepfählt und stirbt dabei an Schock, ein Trittbrettfahrer tötet den größten Weiberheld der Gegend, am Schluss gibt es eine echte Treibjagd mit diversen An- und Abschüssen von Mensch und Tier.
Gucki hält mit ihren Recherchen für das Mühlviertler Kas-Blattl die Fälle am Laufen und wird gelegentlich verhört, ihre Unschuld kann sie beim Tarockieren beweisen, wo mehr gevögelt wird als bei anderen Kartenspielen. Was die Ermittlungsbehörden nicht zusammenbringen, liefert die Regionalpresse mit ihren sagenhaften Schlagzeilen: Bankangestellte im Visier des Mörders, Horrorschlacht in St. Anton, Wilderer gründen eine eigene Partei. - Die Lösung des Falles geschieht auf fast kriminelle Weise und darf hier nicht verraten werden.
Franz Friedrich Altmann greift den lakonischen Erzählton eines Wolf Haas auf und setzt ihn dem böhmischen Wind aus, dem die Figuren ständig Paroli zu bieten haben. Die Menschen sind gutwillig, fast tierisch auf einander angewiesen erledigen sie die notwendigen sexuellen Handgriffe mit einer Umsicht, mit der man sonst das Haus winterfest macht. Es wird viel gesoffen und gelogen, aber da alle Begriffe doppeldeutig sind, kann man sich immer auf die gerade passendere Bedeutung ausreden und für Augenblicke glücklich werden. - Eine interessante Studie über das Treiben in der Provinz, wobei Hund und Schriftsteller eine wichtige Liebkosungsaufgabe erfüllen.
Helmuth Schönauer
Bemerkung Katalogisat importiert von: Rezensionen online open (inkl. Stadtbib. Salzburg)
Exemplare
Ex.nr. Standort
6152 DR, Alt

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